IKEA importiert ein Stück amerikanische Kultur nach Deutschland

Amerikaner lieben Ihre Kreditkarten. Deswegen haben viele von Ihnen gleich mehrere. Alleine im Jahr 2009 hatte jeder amerikanische Staatsbürger (also wirklich ALLE zusammen) durchschnittlich knapp 3 Kreditkarten.

In Amerika ist eine Kreditkarte auch eine wirklich “mittelfristige Kredit”karte. Das bedeutet, dass in den Staaten eine Kreditkarte monatlich mit einer Rate bezahlt wird, die aber nicht das gesammte Soll der Karte deckt. Somit häufen sich bei diesen Kreditkarten über die Zeit beachtliche Summen an. Alleine jeder fünfte Schulabgänger in Amerika hatte Ende 2009 bereits 7000 US Dollar Schulden auf seinen Kreditkarten.

In Deutschland hingegen werden Kreditkarten lediglich für sehr kurzfristige Kredite verwendet. Dabei wird mit der monatlichen Abrechnung der Saldo der Karte auf 0 gebracht. Somit stocken Kreditkarten in Deutschland normalerweise keine horrenden Schulden auf.

Ein Unternehmen aber versucht in Deutschland das amerikanische Prinzip der Kreditkarte zu etablieren. Nicht verwundlich, dass es einer Versucht; vielmehr verwunderlich wer da gerade das Bezahlen in Deutschland revolutionieren möchte. Neulich landete ein Brief der ikano-Bank in meinem Briefkasten, mit dem Hinweis, man könne ja nun auch bei den Großen IKEA, H&M, Deichmann, Saturn und vielen anderen Händlern in Deutschland damit bezahlen. Mit einem Verfügungsrahmen von maximal 15.000 Euro und einer monatlichen Tilgung.

Da frage ich mich natürlich, ob das jetzt das Refinanzierungsgeschäft für geplatzt Kreditkarten in Amerika wird, oder ob IKEA nun versucht, die Deutschen ins zweite Finanzchaos zu stürzen? Da hilft mir auch der liebevolle Satz “Bitte denke daran, dass du verantwortungsvoll mit dem dir eingeräumten Verfügungsrahmen umgehst und dass der Umfang deiner Einkäufe im Rahmen deiner finanziellen Möglichkeiten liegt.” nicht sonderlich.

Ich bin gespannt, wie viele Karten in dieser Weise hier in Deutschland genutzt werden.

In Amerika sind übrigens die Ausfallraten der Kreditkarten wieder gestiegen. Über den gesamten, zu erwartenden finanziellen Schaden kann man wohl nur spekulieren.

Über Rico Neitzel

Rico Neitzel ist geschäftsführender Gesellschafter im Büro 71a und seit vielen Jahren im Bereich Print/Web und eCommerce tätig. Seit 2007 engagiert er sich als Community Manager Germany für die deutschen Benutzer und Agenturen des Shopsystems Magento Commerce.
Dieser Beitrag wurde unter Neues aus der Branche veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.